Der dritte Bericht aus erster Hand

Diesmal kommt Julia Stark zu Wort, die im Winter 2017/18 zusammen mit Teresa Strüder in Gambia war.

Hebammen, Spritzen, lachende Menschen – ein Aufenthalt in Madina!

Ich war diesen Winter zusammen mit Teresa drei Wochen in Gambia und habe dort in einem Krankenhaus in Brikama gearbeitet. Um nicht zu wiederholen, was sie schon treffend in ihrem Bericht beschrieben hat, werde ich mich nur auf die Zeit im Krankenhaus beschränken.

Was ich davon mitgenommen habe:

Ich bin froh über das deutsche Gesundheitssystem, über Screeninguntersuchungen zur Früherkennung, über den medizinischen Luxus in Europa. Und:

Wir Deutschen jammern auf einem ziemlich hohen Niveau.

In Deutschland ist es kein Problem, auch schon bei leichten Erkrankungen einen Arzt aufzusuchen, sich durchchecken zu lassen, die beste Therapie zu bekommen, ohne dafür überproportional zahlen zu müssen. Dabei muss ich besonders an eine ältere Patientin denken, bei der das Gewebe des Fußes schon abgestorben war, so dass nur noch eine Amputation möglich war.
In Gambia habe ich gesehen, wie viele Patienten wieder nach Hause geschickt werden mussten, weil sie die Therapie nicht bezahlen konnten. Aber auch, wie versucht wurde, den Patienten mit den zur Verfügung stehenden Mitteln bestmöglich zu helfen, wie auch Kompromisse zulasten des Gewinns des Krankenhaus eingegangen wurden.
Zuhause habe ich mir nie viele Gedanken über die Kosten von Gesundheit gemacht; – klar, man hört, welche Untersuchung wieviel kostet, dass bestimmte Maßnahmen aus ökonomischen Gründen bevorzugt werden sollten oder ähnliches, aber mich persönlich berührt hat das nie. Letztendlich bekommt hier jeder Patient die Therapie, die er benötigt.
Deswegen bin ich dankbar, in Gambia das Gegenteil erfahren zu haben. Die Erfahrungen mit den Patienten und dem Gesundheitspersonal, die Bilder werde ich nicht vergessen.
Beschneidung, starke Frauen, glückliche Patienten, ein Durcheinander und Gewusel, viele schwangere Frauen, die Not, der Familienzusammenhalt und die Unterstützung kranker Menschen.
Auch die Krankheitsbilder sind zum großen Teil andere, der Weg bis zur Diagnose ebenfalls.
Vorherrschend sind Malaria – 70-80 % der Patienten wurden deswegen bei uns behandelt – und Magengeschwüre. Wohlstandskrankheiten wie Diabetes mellitus trifft man hier eher selten.
Es kann auch keine aufwendige Diagnostik betrieben werden, da dafür die Mittel und die Zeit fehlen: das klinische Bild, die Symptome der Patienten sind entscheidend. Eine routinemäßige venöse Blutentnahme wie in Deutschland gibt es nicht – zu teuer, zu aufwendig. Stattdessen werden einfache Labortests durchgeführt, wenn mehr Diagnostik als das Patientengespräch notwendig ist.
Und trotzdem sind die Menschen so offen, freundlich und hilfsbereit, voller Lebensfreude. Ich wurde inner- und außerhalb des Krankenhauses direkt aufgenommen und zuvorkommend und freundlich behandelt.
Ich bin sehr dankbar für die tolle Zeit in Afrika – hier auch ein großer Dank an Uwe, der den Kontakt hergestellt hat und das Ganze erst möglich gemacht hat. Auch hatte ich nie das Gefühl, alleine ohne Hilfe dazustehen, es gab immer Menschen, die uns bei Problemen weitergeholfen haben, die uns Gambia gezeigt haben.
Bis nächstes Jahr!“

Ein ganz grosses Dankeschön für diese andere Sicht von Gambia ausserhalb unserer Schule und für die tatkräftige Unterstützung im Krankenhaus!

Ein zweiter Bericht aus erster Hand

Ein weiterer Erfahrungsbericht von jemanden, der sich vor Ort ein Bild machen konnte. Diesmal von Teresa Strüder, die ein Praktikum an unserer Schule in Gambia absolviert hat. Danke Teresa für deine tolle Arbeit!

„Tubab, Tubab!“ – Meine Erfahrungen in Madina

„Ab dem ersten Tag wurde mir meine Ankunft sowohl durch Uwe und sein Team als auch durch die Einheimischen sehr leicht gemacht. Ich bin auf offene und interessierte, hilfsbereite und zufriedene Menschen getroffen, die mich sogleich ohne Vorbehalte willkommen hießen!
Ich habe einen bereichernden Austausch mit sowohl modernen als auch traditionellen Menschen gehabt, der mich in meiner europäischen Denkweise herausgefordert und meinen Horizont erweitert hat.
Dass ich so stark im europäischen Denken verwurzelt bin, tat mir manchmal auch echt weh. Wie soll ich meinem Freund erklären, warum ich das Zähneputzen nicht immer so ernst nehme, wie es mir mal eines Tages gepredigt worden ist? In solchen Momenten fühle ich mich peinlich berührt; mir wird die Selbstverständlichkeit und die Normalität bewusst, mit der ich zum Arzt gehe.
In anderen Momenten bin ich unserer modernen Denkweise aber auch echt dankbar, etwa dann, wenn man verständnislos gefragt wird, warum man denn mit 20 Jahren noch kein Kind hat.

Teresa wird umschwärmt

Bezogen auf den Austausch bin ich den Lehrern und Lehrerinnen sehr dankbar für ihre Offenheit und ihren Respekt mir gegenüber als junge Frau. Ich habe ihre Haltung sehr zu schätzen und zu nutzen gewusst. Denn ich hatte dadurch die Möglichkeit, offen und direkt mit ihnen zu reden, nachzufragen – auch kritisch – und gemeinsam alternatives Verhalten ausfindig zu machen.
Wir haben viel über Schulsysteme und die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler gesprochen, darüber, wie man sich verhalten sollte und was man verändern könnte.
Die Lehrer stoßen an ihre Grenzen (bezogen auf eigene Bildung, Vermittlung des Wissens), was aber auch nicht verwunderlich ist. Ein Universitätsbesuch mit einem Lehrer hat uns das verdeutlicht. In Gambia ist der Bildungsstand wesentlich niedriger.
Daher ist es umso schöner zu sehen, dass wir meistens aus den Gesprächen mit
neuem Input hervorgegangen sind und die einheimischen Lehrer und Lehrerinnen die Bereitschaft mitbringen, neue Wege zu gehen.
Die Wichtigkeit von Bildung habe ich deutlich zu spüren bekommen und ich bin mir darüber bewusster geworden. Hier ist unsere Bildung etwas ganz Normales, merke ich in Gambia jedoch plötzlich, wie wenig selbstverständlich Bildung doch in vielen Ländern dieser Welt ist und welche Auswirkungen mangelnde Bildung mit sich bringt, wie eng die Verbindung zwischen Bildung und Entwicklung ist.
Eine weitere Erfahrung, die mich staunen lies, war die Bedeutung der Kultur fürdie Menschen und wie sie diese gelebt haben, wie sehr sie die Einheimischen geprägt hat.
Vom „Aberglauben“ bis hin zu den verschiedenen traditionellen Kleidern, die ich beim Commonwealth sehen und kennenlernen durfte, war es sehr interessant für mich.
Ich könnte noch viel mehr erzählen… ich denke, man muss dort gewesen sein und das Land/Kultur und die Menschen erlebt haben, um zu verstehen, wovon ich spreche!
Ich kann es in Worte nicht gut fassen…es geht immer etwas verloren, was bis nach Deutschland nicht reicht.
Zurück im reichen Deutschland bin ich mir einmal mehr bewusst, wofür ich so
dankbar bin:
Die Einfachheit des eigenen Lebens während meines Aufenthaltes dort, die herzliche, zufriedene und offene Art der Einheimischen und die Arbeit mit den Menschen in der Schule! Danke für all die Erfahrungen!
Ich bin dankbar all den Menschen, die mir in Gambia so eine bereichernde Erfahrung ermöglicht haben. Meinen gambischen Freunden, die besonders außerhalb von Madina immer ein schützendes Auge für mich als „Tubab“ hatten, und mir ihre Kultur, ihre Gedanken näher gebracht und den Kontakt zu den Einheimischen erleichtert haben. Denn manchmal, wie gesagt, ist man eine richtige Europäerin!
Und dann natürlich ein großer Dank an Uwe! Du bist einfach klasse! Ich bin voller Demut beim Anblick deiner geleisteten Arbeit in Madina! Danke an all meine lieben Menschen in Gambia! Ich komme auf jeden Fall wieder!“

Ein Bericht aus erster Hand

Immer wieder bekommt Papa Buba Besuch aus Deutschland und dieses Mal war unter anderem Saskia Bontempi, eine unserer Pateneltern, für 3 Wochen vor Ort, um sich selber ein Bild von den Kindern, der Schule und dem Land machen zu können. Als sie wieder nach Hause kam, lag ihr so einiges auf dem Herzen:

„Meine Zeit in Gambia ist leider schon wieder zu Ende und ich bin wieder im kalten Deutschland .
Ich bin so unglaublich glücklich, dass ich diese Erfahrung machen durfte; es war kein Urlaub, sondern eine Lebenserfahrung.
Ich habe mich so in dieses Land verliebt und in diese wundervollen netten Menschen.
Ich habe soviel schönes gesehen, durfte mein Patenkind kennenlernen und die Schule dort, habe ein Krokodil gestreichelt, war in einem Afrikanischen Club, viel am Meer und habe so viele tolle Momente erleben dürfen.

Trotz der vielen wirklich schönen Momente gab es natürlich auch die extreme Armut, die man erst einmal verarbeiten muss, Ich habe Sachen gesehen, die ich nie wieder vergessen werde und ich für mein Leben in Deutschland einfach nur noch unglaublich dankbar bin, wenn man einmal gesehen hat, wie diese Menschen dort Leben müssen. Teilweise ohne Wasser und Strom, ohne regelmäßiges Essen und trotzdem sieht man nur lächelnde Menschen. Sollte man sich wirklich mal Gedanken machen, worüber wir uns im hohen Niveau beschweren .
Uwe Beckers, ich Danke dir von ganzen Herzen, das du mir diese Erfahrung ermöglicht hast.
Du bist ein bewundernswerter Mensch; was du alles geleistet hast und weiterhin für diese Menschen tust ist unglaublich und nicht in Worte zu fassen. Ich werde versuchen, dich so gut wie es geht weiterhin zu unterstützen, weil ich einfach gesehen habe, dass nur Bildung den Menschen aus dieser Armut raus hilft.
Ich bin wirklich sehr ungerne wieder nach Hause geflogen. Du hast mir das Gefühl gegeben, das mir an nix fehlt.
Ich habe in dieser Zeit so wunderbare Menschen kennengelernt, die mir jetzt schon so sehr fehlen. Also ist die Reise für nächstes Jahr schon in Planung.
…..
Gambia, wir sehen uns wieder.“

Dem habe ich nichts hinzuzusetzen.