Kooperation REMIS Health Center

Bericht von Nora über ihren Besuch vom 14.09. bis zum 04.10.2019 bei uns in Gambia und ihrer Arbeit an unserem Kooperations-Krankenhaus Remis Health Centre in Darsilami

Nora Sophia (Medizinstudentin im Praktischen Jahr)

Die 3 Wochen in Gambia waren für mich unvergesslich, ich glaube ich habe noch nie so viele Patienten an einem Tag behandelt wie im Remis Health Centre.

Mein erster Tag fing Ereignis reich an, da mein Koffer leider nicht ankam und wahrscheinlich noch in Brüssel feststeckte. Ich wurde von David, Kebbah und Lamin am Flughafen abgeholt, es regnete wie aus strömen und der Strom am Flughafen funktionierte auch nicht.

Weiter ging es in Remis Health Centre wo mich Marie (Zahnärztin) mit warmen Essen in Empfang nahm, wir verstanden uns auf Anhieb super. Sie war auch für mich die ganze Zeit zuständig und sie fehlt mir ungemein.

Der Tagesablauf im Remis Health Centre fing eigentlich immer so gegen 8 Uhr an. Am ersten Tag habe ich den Schwestern noch über die Schulter geschaut und ab dem 2. Tag habe ich dann selber behandelt und Medikamente verschrieben.

Ich würde empfehlen, dass man sich vorher nochmal mit der Pharmakologie auseinandersetzt und dann nochmal nachliest wie die Antibiotika Dosierungen bei Babies, Kleinkindern sind.

Von Tag zu Tag kamen immer mehr Patienten, da sich rumgesprochen hatte das jemand aus Deutschland da ist und behandelt.

Man hat zur Verfügung ein kleines Labor wo man WBC, Hb, Malaria und HCG testen kann und auch Urin- Analyse im Falle einer Harnwegsinfektion. Dies war für mich sehr ungewohnt, da ich natürlich in manchen Fällen gerne ein Ultraschall, Röntgen oder Gastro angeordnet hätte … (Man gewöhnt sich aber schnell dran und ich habe jeden Patienten mit meinen Händen untersucht und abgehört.)

Am 2. Tag hatte ich ein 4 jähriges Mädchen, welches sich die Hand komplett an einem Stacheldraht aufgerissen hat. Die Hand musste also genäht werden, die Schwestern guckten mich nur an und sagten; „Dann mach!“ – Ich habe also die kleine Maus mit einer viel zu großen Nadel genäht und vorher alles mit Lidocain betäubt. Ich selbst war auch nervös, da ich zwar nähen kann aber noch nie eine komplette Hand genäht habe. Die Hand ist gut geworden und meine Patientin kam alle 2 Tage zum Verbandswechsel, den ich jedesmal eigenständig gewechselt habe um mein Ergebnis im Auge zu behalten.

Man sieht unter anderem viele Patienten, wo Wunden schlecht geheilt sind und sich infiziert haben. Ein Mädchen (5. Jahre) welches vor 1 Jahr eine offene Fraktur am Knöchel hatte, wurde mit Kräuterverbänden versorgt – als ich dann den Verband geöffnet habe, bot sich mir ein furchtbares Bild- der Knochen war verwachsen und guckte aus der Haut raus – die Kleine hatte eine Osteomyelitis und der komplette Unterschenkel war infiziert. Um eine fortschreitende Entzündung zu vermeiden, hilft in diesem Fall nur eine Amputation (welche dann in Banjul durchgeführt wurde).

Ich würde auch sagen, dass die Wundversorgung noch immer sehr schlecht ist. Dembo, der immer für die Wundversorgung zuständig ist, hat zum Beispiel bakteriell infizierte Wunden mit Honig eingerieben. Der Honig ist ja nur noch mehr Nährboden für die Bakterien. Der Raum wo die Verbände gewechselt werden ist sehr schlecht beleuchtet und Pinzetten und andere Materialien werden nicht richtig gereinigt und desinfiziert. Ich habe ein paar mal versucht die Sachen zu erläutern, aber es ist halt nicht Deutschland und wenn diese Dinge seit Jahren so gehandhabt werden ist es schwer einzelne Personen zu überzeugen. Auch wurde mir erklärt, dass Material immer weggeschlossen wird, da auch viel geklaut wird oder Sachen verloren gehen.

Aber dann sollten doch bitte alle Mitarbeiter einen Schlüssel zum Lager haben und wissen wo was steht und was noch vorhanden ist.

Beispiel: Nachts 23 Uhr, 1 jähriger kommt nach Salmonellen Infektion dehydriert ins Health Centre und ich wurde dazu gerufen- meine Entscheidung- Flüßigkeitszufuhr mit einem Venösenzugang- mir wurde gesagt, es sei nur noch 1 Flexüle vorhanden. Im Lager war aber noch eine ganze Kiste mit ganz vielen Zugängen und NaCl Lösungen. Der behandelnde Pfleger wusste einfach nicht von den Sachen die im Lager noch vorrätig waren.

So eine ähnliche Situation hatten wir auch nach einer Geburt, wo eine Frau einen Dammriss 4 Grades hatte und wir einfach kein Nahmaterial auffinden konnten. Lamin hat dann im Nachbarort neues gekauft und ich habe mit der Patientin 45 min gewartet und sie überwacht ob sie hemodynamisch stabil bleibt. Im Endeffekt war auch Nahtmaterial vorhanden aber keiner wusste wo im Lager und ich selbst habe es auch nach intensivem suchen nicht gefunden.

Ich verstehe die Situation sehr gut, dass das Lager abgeschlossen werden muss und alles an Ort und Stelle bleibt, aber dann muss man es auch beschriften und sortieren damit man Lebensnotwendige Dinge auf Anhieb findet.

Ich kann jedem Studenten, Arzt oder Schwester diese Reise nach Gambia empfehlen. Man wächst von Tag zu Tag über sich hinaus und lernt einfach unglaublich viel.

Ich habe eigenständig Geburten durchgeführt, viel genäht und ganz ganz viel untersucht.

Da ich vorher die Ausbildung im Rettungsdienst hatte und auch in Kanada viele Geburten alleine gemacht hatte, war ich mir in meinem Tun auch sicher.

Ich kann mir aber auch vorstellen, dass viele überfordert gewesen wären. Dies muss dann auch am Anfang kommuniziert werden, da die Schwestern davon ausgehen, dass man eigentlich alles macht und alles kann. Man sollte nur die Dinge tun, wovon man sich auch sicher ist das sie klappen.

Am Wochenende habe ich viel mit Kebbah und Lamin unternommen, wir sind oft ans Meer gefahren und die Beiden haben mir die schönsten Strände gezeigt. Ausflüge mit dem Fahrrad zum See waren auch dabei.

Gambia ist sehr behütet, man brauch sich keine Sorgen machen das etwas passiert. Man wird überall freundlich aufgenommen und ich habe mich die ganze Zeit sehr sehr sicher gefühlt. Ich bin alleine am Strand spazieren gegangen und habe auch alleine einkauft.

In dem kleinen Apartment wo ich gewohnt habe, ist alles vorhanden was man braucht. Man kann wunderbar im Garten unter dem Orangenbaum sitzen und ein gutes Buch lesen.

Wie gesagt, ich habe die Zeit unglaublich genossen und werde definitiv im nächsten Jahr als Ärztin wieder hinfahren. Vielleicht dann mit mehr Materialien oder mal einem Chirurg, der sich die Wunden angucken kann.

Bei Fragen kann man mich gerne über die Seite kontaktieren.

Danke an alle die dieses Projekt ins Leben gerufen haben !!

Eure Nora

Wenn Du Dich als Medizin-Studentin und Student, und auch als Ärztin und Arzt, in Gambia engagieren möchtest, können wir über unseren Kooperations-Partner REMIS Health-Centre Köln-Darsilami in the Gambia e.V. ein Praktikum vermitteln.

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